"Musik ist eine heilige Kunst (sagte Hugo von Hofmannsthal), sie ist aber auch eine heilende Kunst."
Vortrag: "Ist ein Dirigent ein Boss? Ein CEO des Musikmachens?"
Er ist es weitestgehend. Jedoch ist er, wenn es in der Probe und im Konzert zu einem guten Resultat kommen soll auch weitgehend von dem "Mitziehen" und dem guten Willen des ihm untergeordneten Orchesters abhängig. Also geht es ihm im Grunde genauso wie Wirtschaftsbossen. Allerdings ist das frühere "hire and fire"-System in Orchestern heute obsolet geworden. Orchestermusiker sind generell sozial besonders gut abgesichert und können sich in Auseinandersetzungen unterschiedlichster Art einem Dirigenten gegenüber recht gut behaupten. Die Situation ist allerdings in verschiedenen Kulturkreisen sehr unterschiedlich. Darauf kann detailliert eingegangen werden.
Ein ganz wesentlicher Aspekt trennt die Modi des Teambuilding in der Wirtschaft und in der Musik voneinander. Hier geht es nun um die speziellen Vorgänge beim Musizieren im Team: wenn der Dirigent eine bestimmte Forderung an das Orchester erhebt, so muss diese Forderung beim Spielen von - je nach Größe des Orchesters - 30, 60 oder gar 100 Menschen auf die Hundertstel-Sekunde gleichzeitig ausgeführt werden. Es bestehen also hier Teams im Orchester, die nicht nur die ihnen aufgetragenen Aufgaben in ihrer ihnen jeweils eigenen Dynamik erfüllen müssen. Vielmehr sind sie gefordert, in vollkommener zeitlicher, dynamischer und nicht zuletzt künstlerischer Synchronisation die gestellte Aufgabe zu erfüllen.
Nun sitzen in einem Orchester - genauso wie in einem Wirtschaftsbetrieb - Menschen unterschiedlichster persönlicher Prägung und Geschichte. Hier zu koordinieren, den vorhin genannten und wohl in keinem anderen Beruf so ausgeprägten Zwang zu zeitlicher Koordination eines Vorganges zu überwachen, ist eine der Hauptaufgaben des Dirigenten. Er kann und muss
mit einer Grundausstattung psychologischer Einfühlungsgabe stets Spannungen ausgleichen. Letztere entstehen alleine dadurch, dass Musiker unterschiedlicher Temperamente und verschieden ausgeprägter Auffassungsgabe miteinander vollkommen koordiniert den musikalischen Ablauf ausführen sollen.
Folglich ist es evident, dass 80 Prozent der Arbeit eines Dirigenten längst erledigt ist, wenn er vor das Publikum tritt....
Ich habe den Begriff Dirigent hier nicht gendermässig angeführt. In der Tat gibt es noch heute ganz wenige Dirigentinnen. Und zwar anteilsmäßig noch weniger Frauen in solcher Position als es in der Wirtschaft der Fall ist. Auf die Frage des Warum soll hier natürlich auch eingegangen werden.
Selbstverständlich ist die Arbeit des Dirigenten mit zahlreichen Clichées besetzt. Tatsache ist, dass er - oder sie - eine Fähigkeit haben muss, als "Alpha-Tier" zu agieren, auch wenn diese Person im Alltagsleben nicht so ist. Eines steht fest, und darauf möchte ich detailliert eingehen: wenn in den derzeit weltweit so beliebten Coaching-Seminaren ein Trainer behauptet, er könne binnen kürzester Zeit aus seinen Hörern "WINNER" machen (so ein von mir verbrieftes Originalzitat), so wird dies keinem Dirigentenlehrer bei einem Schützling gelingen, angesichts der oben angeführten Vielschichtigkeit des Berufes Dirigent.
Dauer: je nach Anfrage
Workshop: "CONCERTARE"
Eine Orchesterprobe für Manager.
"Concertare" ist der international etablierte Begriff für gemeinsames Musizieren. Das Wort, ins Deutsche übersetzt, bedeutet soviel wie "einstimmen", "einstudieren", "verabreden". Das sind drei Begriffe, die sowohl in der Musik als auch in der Wirtschaft Gültigkeit haben können. Warum läuft die Arbeit in einem Orchester dennoch anders ab, als in der Wirtschaft? Das wird anhand einer Orchesterprobe demonstriert, in der die Kunden, die Zuhörer im Orchester verteilt sitzen und am Ende der ca. 45-minütigen Probe mit dem Dirigenten das was sie beobachtet haben diskutieren. Dabei ist zu eruieren, ob das Beobachtete für ihre eigene Arbeit eine Relevanz haben könnte.
Dauer: ca. 120min.
Milan Turkovic entstammt einer österreichisch-kroatischen Familie und wuchs in Wien auf, wo er Fagott und Dirigieren studierte. Vor zwei Jahrzehnten begann er seine Solistentätigkeit als Fagottist, die ihn in allen Musikzentren der Welt berühmt gemacht hatte, graduell in eine immer intensiver werdende internationale Tätigkeit als Dirigent umzuwandeln.
Zu den Orchestern, die Turkovic geleitet hat, gehören die Wiener Symphoniker, das ORF-RSO Wien, das Wiener Kammerorchester, die Camerata Salzburg, das Orchestra Sinfonica Verdi di Milano, das Orchestra di Padova e del Veneto, das Orchetra Sinfonica di Roma, das Münchner Rundfunkorchester, das Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra, Nagoya Philharmonic Orchestra, Philharmonia Prag, das Prager Kammerorchester, der Wiener Concert-Verein, die Krakauer Philharmonie, die Österreichisch- Ungarische-Haydnphilharmonie, das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien u.v.a.
Er war Gast bei Festivals wie etwa dem Haydn-Festival in Eisenstadt, beim Carinthischen Sommer, bei der Mozartwoche Salzburg, beim Moritzburg Festival und beim Kusatsu Festival (Japan). Mit dem Deutschen Ensemble Selmer Saxharmonic erhielt er einen Echo Klassik-Preis. Zu seinen Spezialprojekten zählte die von Turkovic konzipierte performance "Salieri und Gran Partita", zusammen mit Karl Markovics. Dieses Projekt wiederholte er auch mit den Bläsern des Chicago Symphony Orchestra. Er arbeitete mit zahlreichen Solisten zusammen, so z.B. Michael Schade, Sara Mingardo, Mischa Maisky, Benjamin Schmid, Jan Vogler, Sergei Nakariakov, Gábor Boldoczki, Wolfgang Schulz, Lise de la Salle, Karl Markovics und Erich Schleyer. In der Saison 2014/15 leitete er am Wiener Volkstheater eine Neuproduktion von Weills "Sieben Todsünden" mit Maria Bill als Protagonistin.
Weitere Mitwirkungen:
- Film "Kater" von Händl Klaus mit (2015/16),
- zahlreicher Juror und Juryvorsitzender bei internationalen
Musikwettbewerben
Unter den von Turkovic dirigierten CDs befindet sich ein Album mit Symphonien von J. Haydn (mit dem Wiener Konzert Verein), Flötenkonzerte mit dem Solisten Wolfgang Schulz, Oboenkonzerte mit Thomas Indermühle, Mozarts "Gran Partita" (Ensemble der Mozartwoche Salzburg) sowie die CD "Flying Saxophone Circus" mit "Selmer Saxharmonic" (ECHO KLASSIK-Preis 2010) sowie "saxophone cinema". Die viel gelesene japanische Musikzeitschrift "ongaku no tomo" hat Turkovic in einer "short list" der zwanzig interessantesten in Tokio aufgetretenen Dirigenten aufgeführt.
Als Solist war Turkovic Gast zahlreicher Orchester (z.B. Wiener Symphoniker, Bamberger Symphoniker, Stuttgarter Kammerorchester, Zürcher Kammerorchester, Camerata Salzburg, Chicago Symphony Orchestra, St. Louis Symphony Orchestra, The English Concert, Tonhalle Orchester Zürich, Münchner Philharmoniker, NHK Symphony Orchestra Tokyo u.v.a. Dabei arbeitete er mit Dirigenten wie Giulini, Sawallisch, Marriner, Harnoncourt, Pinnock, Vegh, Stein, Brüggen, Eschenbach zusammen.
Turkovic war Gründungsmitglied des Ensemble Wien-Berlin, dem er bis 2009 angehörte. Von 1992 bis 2012 war er Mitglied der Chamber Music Society of Lincoln Center, New York. Bis 2012 war er Solofagottist des Concentus Musicus Wien, dem er 1967 beigetreten war. Zahlreiche Komponisten haben Solowerke für ihn geschrieben, unter ihnen Ivan Eröd, Wynton Marsalis und Rainer Bischof.
Turkovic hat unzählige Uraufführungen und Erstaufführungen als Solist bestritten. Hervorzuheben sind Sofia Gubaidulina, Jean Francaix und Thomas Daniel Schlee. Er hat einen großen Teil des Solorepertoires auf CD aufgenommen. Mozarts Fagottkonzert spielte er insgesamt vier Mal (darunter auch eine Aufnahme mit einem Originalinstrument, mit Harnoncourt), das Konzert von C.M. von Weber zwei Mal (zuletzt mit N.Marriner).
Zwei Jahre lang war er Präsentator eines Musikquiz im österreichischen Fernsehen. 2013 erschien sein viertes Buch "Wiener Leben. Wien erleben" bei Kremayr & Scheriau. Davor war er als Autor dreier Musikbücher bekannt geworden: "Was Musiker tagsüber tun" (K&S), "Die seltsamsten Wiener der Welt" (auch auf japanisch erschienen, Residenz Verlag/ Alpha Beta Publishing) und "Hast du Töne" (Residenz Verlag).